Ni hao!
Liebe LeserInnen, als erstes möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich bis jetzt noch nichts auf diesem Blog gepostet habe. Das hätte ich gern schon früher gemacht, aber bis jetzt hat diese Website hier nicht richtig funktioniert.
Ich fang also einfach mal von ganz vorne an: Ich bin zuerst in Beijing (Peking) gelandet und hatte dort ein paar Stunden Aufenthalt. Um etwas frische Luft zu schnappen verließ ich die Flughafenhalle und wurde erst einmal von einer Smog-Wolke erschlagen, die Luft war furchtbar heiß, dunstig und hat nach Abgasen gestunken. Die Sicht war so eingeschränkt, dass mensch nicht mal klar einige Gebäude in 1km Entfernung erkennen konnte. Nach diesem kleinen Schock ging es weiter nach mit dem Flugzeug nach Nanjing, wo ich dann 1 Nacht mit den anderen 10 Freiwilligen verbrachte und dann ging es in einem Kleinbus, der von hinten bis vorn mit unserem Gepäck und uns selbst vollgequetscht war nach Yangzhou.
Dort hatten wir dann, um es kurz zusammenzufassen, ein 2-wöchiges Seminar, was uns auf das Unterrichten, das Leben in China und die Kultur vorbereitete.
Danach ging es dann noch einmal für 1 Woche nach Nanjing, wo die Amity Teachers Conference 2011 war, die Konferenz aller Lehrer, die mit meiner Organisation Amity in China an Schulen und Unis unterrichten werden.
Dann ging es endlich an den langersehnten richtigen Einsatzort, nach Jiuquan, in der Provinz Gansu. Der Name Jiuquan heißt übersetzt Quelle des Weins, was auf eine alte Geschichte zurückgeht, wo ein General den Wein, der eigentlich nur ihm zustand, mit seinen Soldaten teilen wollte und ihn somit in eine Quelle schüttete, wo dann plötzlich nur noch Wein heraussprudelte.
Ich wurde am Flughafen zusammen mit Alban, meinem Mitbewohner, von unserem Waiban, der Mensch, der verantwortlich ist für uns an unserer Schule, abgeholt und in unsere Wohnung gebracht.
Die Wohnung ist ziemlich groß, aber zu Beginn war ich leicht geschockt vom Badezimmer, weil dort Bauschutt, alte Rohre und noch weiteres komisches Zeug herumlag. Aber ansonsten kann ich mich nicht über unsere Wohnung beklagen. Die Küche ist groß und hell, einiges Küchengerät ist auch schon vorhanden und es gibt 2 Gasherdplatten und eine eine Induktionsherdplatte, welche mensch in die Steckdose einstecken muss und schon geht's los. Wir haben sogar einen Wok, mit dem ich auch schon einiges an chinesischen Gerichten zubereitet habe, manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Erfolg. Einmal habe ich das Öl so doll erhitzt, dass auf einmal der gesamte Wok in Flammen stand, auch innendrin, weil das Öl so heiß war, dass es sich selbst entzündet hat. Aber diese Situation habe ich schnell unter Kontrolle gebracht und es ist nichts weiter passiert.
Jiuquan ist eine ca. 400.000 Menschen große Stadt, die jedoch keinesfalls so groß wirkt. Manchmal denke ich eher, dass von der Größe eher 50.000 Menschen in dieser Stadt leben müssten und nicht das 8-fache davon. Verglichen mit der Größe einer Deutschen 400.000-Menschen-Stadt wirkt Jiuquan fast klein. Es gibt einen Stadtteil, der relativ ursprünglich ist und dort findet mensch auch Gassen, die voll von Dreck sind und wo die Fleisch-und Gemüsehändler ihre Waren auf dem Boden oder auf klapprigen Tischen anbieten. Aber es gibt auch den neuen Stadtteil, Suzhou, wo ich wohne. Hier sind die Straßen sehr weitläufig und breit, 2-3 Spuren sind hier normal, und oft habe ich eher das Gefühl, dass ich über eine Autobahn laufe als über eine normale Straße in einer Stadt. Jedoch weiß ich nicht, weshalb solche riesigen Straßen hier angelegt wurden, da keinesfalls ein hohes Verkehrsaufkommen in Jiuquan besteht. Wenn ich über die Kreuzung laufe, die nah an meiner Wohnung ist, brauche ich ungefähr 1 Minute, um sie laufend zu überqueren, aber Autos kommen eher selten an mir vorbeigefahren. Es ist schon eine Kuriosität, wenn auf dieser Kreuzung 5 Autos in die gleiche Richtung fahren. Das soll aber nicht heißen, dass es hier wenig Autos gibt oder dass wenig Verkehr herrscht. In der Altstadt fahren weitaus mehr Autos durch die Gegend und auch enorm viele Fahrrad und Mopedfahrer. Es gibt hier eine Art Elektro-Fahrrad, was einen Elektromotor hat, aber auch Pedalen zum treten und sehr viele Leute benutzen dieses Gefährt. Ich glaube nach dem Fahrrad ist das hier das Hauptverkehrsmittel. Es gibt auch Busse, die regelmäßig fahren und welche 1 kuài kosten, umgerechnet ca. 10-15 Cent. Daran sollten sich die deutschen Verkehrsunternehmen mal ein Beispiel nehmen!
Im neuen Stadtteil trifft mensch auch auf große Glasfronten und neue, imposante und moderne Gebäude. Hier gibt es auch einen riesigen Platz, auf dem Springbrunnen ihr Wasser versprühen und wo an warmen Sommerabenden eine Band spielt auf einer großen Bühne. Meist schauen dann immer ca. 1000 Chinesinnen zu und genießen die teilweise doch sehr gewöhnungsbedürftige Musik. Letztens war ich auch dort und es hat eine Metal-Band gespielt, doch alle sind sehr tolerant sitzen geblieben und haben es sich angehört, obwohl im Publikum wohl eher ältere als jüngere Menschen vertreten waren.
Es gibt hier in der Nähe ein großes Einkaufszentrum, wo es alle möglichen Shops gibt, von Kleidung bis hin zu Möbeln. Außerdem gibt es den FuKang Supermarkt, einen relativ großen Supermarkt, wo ich mich normalerweise mit Lebensmitteln und Haushaltsgegenständen ausstatte.
Nach einer Woche Zeit zum Einleben hatte ich dann am 5. September meine 1. Unterrichtsstunde. Ich unterrichte insgesamt 18 Klassen, jedoch habe ich nicht 18 Unterrichtsstunden pro Woche, sondern immer abwechselnd 13 und 14 Stunden. Es gibt hier sogenannte Single- und Double weeks. In der einen Woche unterrichte ich alle Schüler der Stufe Senior 1 ( entspricht ca. 10 Klasse) und die Hälfte der Senior 2 Klassen, in der nächsten Woche dann wieder alle Senior 1 Klassen und die andere Hälfte der Senior 2 Klassen.
In den Klassen sind meist 70 - 80 Schüler, manchmal mehr, manchmal weniger. Doch ich unterrichte immer nur die Hälfte aller Schüler, da ich mir mit Alban, meinem Mitbewohner, welcher auch an meiner Schule arbeitet, die Klassen teile, d.h. wir unterrichten immer die gleiche Klasse, nur er unterrichtet die eine Hälfte in einem Raum und ich die andere Hälfte in einem anderen Raum. Somit habe ich immer 30-40 Schüler in einer Klasse, was relativ angenehm ist im Vergleich zur doppelten Anzahl.
Jedoch halte ich immer 18 Mal die gleiche Stunde, zwar hebe ich die Anforderungen bei Senior 2 Klassen etwas an, aber das Thema ist oft das gleiche und somit ist es nach dem 10. Mal Unterrichten der selben Unterrichtsstunde etwas langweilig. Aber dann versuche ich immer zu improvisieren und bringe einfach eine neue Idee ein, die ich spontan hatte.
In der 1. Unterrichtsstunde durften die Schüler mir Fragen stellen, ich bekam aber leider oft die gleiche Fragen zu hören: How old are you? , How tall are you? , What is your favorite sport / food / color? ,Do you have a girlfriend? , Do you like China? , Why did you come to China? , Can you introduce your hometown?
Jedoch gab es auch einige lustige Fragen, beispielsweise, ob ich verheiratet bin. Ich wurde in fast jeder Klasse gebeten, einen Song zu singen, aber das habe ich immer auf die 2. Unterrichtsstunde verlagert, wo ich dann den Schülern "My Bonnie is over the Ocean" beigebracht habe. Das lief immer relativ gut, die Schüler haben sehr viel Spaß am singen und sind mit Herz und Seele dabei.
Mittlerweile sind 3 Wochen Unterrichten rum und bis jetzt habe ich ein richtig gutes Gefühl. Es macht mir Spaß, den Schülern etwas beizubringen. Ich glaube jedoch, dass ich ein relativ strenger Lehrer bin. Ich mache zwar oft Scherze und lockere so die Stimmung auf, aber wenn ich spreche, dann verschaffe ich mir schon die nötige Ruhe und auch sonst werden Vergehen sofort geahndet: keine Basecaps im Unterricht und kein Handy ( bis jetzt habe ich schon 2 Stück während der Stunde eingesammelt). Jedoch habe ich trotzdem ein meiner Meinung nach gutes Verhältnis zu meinen Schülern, sie dürfen mich mit Paul anreden, zu Beginn haben sie immer teacher, Mr. Paul oder laoshi ( Lehrer auf Chinesisch) gesagt. Da habe ich aber deutlich klargemacht, dass sie mich Paul nennen sollen, weil ich mich sonst so alt fühle.
Die Schüler sprechen nicht besonders gut Englisch und verstehen auch nicht immer beim ersten Mal, wenn ich was erkläre. Deshalb muss ich oft langsam reden und auch 2-3 Mal das, was ich sage, wiederholen. Aber da gewöhnt mensch sich auch dran.
Die nächsten beiden Wochen gingen relativ schnell herum, und die letzte Woche im September war relativ spektakulär. Da am 1. Oktober Nationalfeiertag ist, liefen alle Vorbereitungen auf Hochtouren, um diesem besonderen Tag gerecht zu werden. Da am 1. Oktober jedoch schon Ferien waren, mussten die Feierlichkeiten schon vorgezogen werden und somit war vom 27. September bis zum 30. September die Hölle los an meiner Schule.
Am Dienstag den 27. fand ein Sing-Wettbewerb statt, bei dem alle Klassen, insgesamt 27, gegeneinander antraten. Es musste immer einmal die Nationalhymne Chinas gesungen werden und ein anderes Lied, was den chinesischen Staat anpries. Schon nach 5 Klassen konnte ich die Nationalhymne nicht mehr hören, aber die Show der einzelnen Klassen war ziemlich gut. Einige Klassen hatten allesamt eine Militäruniform an, andere Ballkleider und Anzüge. Insgesamt war das gesamte Spektakel schon eindrucksvoll, auch wenn es nach einiger Zeit etwas langweilig wurde.
Am 2. Tag kam dann der Bildungsabgeordnete von Jiuquan zu meiner Schule, und es gab eine riesige Parade, in der die Schüler im Stechschritt marschierten und auch die Lehrer in Reih und Glied mitlaufen mussten. Auch ich musste mich einreihen und dann vor der Tribüne dem Bildungsabgeordneten zuwinken und lächeln. Nach der Parade begannen dann die Sportwettkämpfe, die von Mittwoch bis Freitag andauerten. Während dieser Zeit schlenderte ich einfach nur um den Sportplatz, redete mit Schülern und ließ mich ca. 100 Mal von ihnen fotografieren, weil alle Schüler zusammen mit mir ein Photo machen wollten. Am Donnerstag zog ich dann meine Schuluniform an, die ich glücklicherweise ergattern konnte, denn es waren noch einige Exemplare übrig. Ich fiel gar nicht auf in der Masse der Schüler, außer dass ich ich größer war als der Großteil und als einziger zwischen 1800 Schülern und Lehrern blonde Haare hatte.
Am Freitag Nachmittag fingen dann die Ferien für mich an, ich hatte eine Woche, also von Freitag bis Freitag, die Schüler jedoch nur 3 Tage.
im nächsten Eintrag werde ich über die Ereignisse berichten, die ich im Urlaub erlebte, aber ich kann schon versprechen, dass es chaotisch und abenteuerlich wird!
Falls ihr mit Post zukommen lassen wollt, hier meine Adresse, jedoch rate ich euch, sie nicht abzuschreiben, druckt sie lieber aus, dann ist die Wahrscheinlichkeit weitaus größer, dass sie bei mir ankommt.
邮政编码:735000
甘肃省酒泉市盘旋西路
肃州中学
Paul Schneider老师
Paul Schneider
Suzhou Middle School
Panxuan Road W., Jiuquan, Gansu 735000
P. R. China
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肃州中学
Paul Schneider老师
Paul Schneider
Suzhou Middle School
Panxuan Road W., Jiuquan, Gansu 735000
P. R. China
Bis dahin, Zàijiàn!
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